das schreien der lämmer

Es hat wieder angefangen zu Regnen. Wir fahren durch eine pechschwarze Nacht, im Radio läuft „Running up that Hill“ von Placebo und sehen nur die Rücklichter eines Pickup-Trucks, dem wir auf immer schmaler werdenden Strassen folgen – Asphalt haben wir längst hinter uns gelassen. Peter, der Farmer bei dem wir nun die nächsten Tage bleiben werden, führt uns tief in ein Labyrinth von Feldern und Schotterpisten in South Australia hinein. Endlich kommen wir zu einem Hof, ein altes Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert mit hohen Decken und einem großen, warmen Ofen in der Küche. Es ist alles sehr einfach und urig, aber spätestens das weiche, warme Bett fühlt sich paradiesisch an nach Nächten im Zelt nahe der Frostgrenze.

Peter ist Treefarmer und züchtet die verschiedensten Baumsorten. Die Arbeit auf der Farm ist vielseitig und abwechslungsreich. Jeder Tag ist anders. Einmal arbeiten wir in der Nursery, sortieren Pflanzen oder gehen dem Unkraut an den Kragen. Ein andermal waren wir mit Peter unterwegs um Bäume zu pflanzen. Genauer gesagt haben wir sie nicht selber gepflanzt sondern nur ausgelegt – das Pflanzen selbst hat eine Busladung voller lärmender Fünftklässler aus Mt. Gambier erledigt. Und heute haben wir Schafe getrieben. Die großen Tiere mussten von den kleinen Lämmern getrennt werden, dann wurden die Lämmer markiert, geimpft und schliesslich wurde ihnen unter großem Geschreie der Schwanz abgeschnitten und die Jungs kastriert – eine blutige und übel riechende Angelegenheit.