Ende August war ich für eine Woche auf den Färöer Inseln unterwegs. Der Tourismus boomt auf dem kleinen Archipel – zurecht, denn man findet hier einige der beeindruckendsten Landschaften, die ich bisher gesehen habe. Besonders bei Instagram-Fotografen sind die Inseln seit ein paar Jahren sehr beliebt.
FOSSA – DER FLUCH DER INSTAGRAM-FOTOGRAFEN
Zugegeben, der Titel ist etwas provokant 😉 Ja, ich nutze auch Instagram. Wer mir folgt, hat vielleicht auch meine Stories von den Färöern gesehen (wer mir noch nicht folgt: @oliver.hummell). Aber was auf den Inseln teilweise abgeht, ist schon echt bizarr. Da kommt man zu einem bekannten Spot wie dem Wasserfall „Fossa“, um in aller Ruhe ein paar Bilder zu schiessen, und auf einmal hält ein Minivan an, aus dem vier Leute herausspringen und mit Stativen bewaffnet losrennen. Es wird wild gestikuliert, die weibliche Mitfahrerin im – natürlich gelben – Regenmantel angewiesen sich zu positionieren. Zack, das Bild ist im Kasten. Ich blicke in gestresste Gesichter, die sich offensichtlich im Wettlauf mit der Zeit befinden. Sie hetzen weiter zum nächsten Spot, wo ich sie dann wieder sehe. Sie scheinen immer auf dem Sprung, den anderen einen Schritt voraus zu sein. Und beim nächsten Spot dasselbe Spiel – nur anderer Minvan.
Ich weiss nicht wie es euch geht, aber Ich empfinde fotografieren als Enstpannung, nicht als Jagd nach der besten Beute. Wovor haben diese Leute Angst? Dass ich ihnen ihre Komposition stehle? Übrigens: die rote Person bin ich. Wollte dann doch auch mal ausprobieren wie das so ist, mit diesem Instagram-Style 😉
GÁSADALUR
Der Múlafossur ist vielleicht der berühmteste Wasserfall der Färöer. Er ergiesst sich unterhalb des Ortes Gásadalur auf der Insel Vagar ins Meer und ist ein beliebter Fotospot. Morgens waren wir die ersten Touristen vor Ort und konnten so noch etwas die Ruhe geniessen.
Fun fact: der Ort Gásadalur war bis vor wenigen Jahren noch von der Außenwelt abgeschnitten, die Post musste mühsam zu Fuß über einen steilen Bergpfad vom Nachbardorf gebracht werden. Mittlerweile gibt es einen (einspurigen) Tunnel, der Gásadalur ans Straßennetz der Färöer anbindet.
Foto-Tipp: am besten zum Sonnenuntergang kommen. Ein normales Weitwinkel-Objektiv reicht. Das zweite Bild entstand mit meiner Nikon D750* und dem Tamron 15-30mm VC f2.8 Objektiv* bei 22mm, Blende f14, ISO 100 und 15 Sekunden Belichtungszeit. Zur Glättung des Wassers kam ein ND1000 150mm Filter von Haida* zum Einsatz.
TRÆLANÍPA
Der Berg am Ende des Leitisvatn auf Vagar, dem größten See der Färöer, ist wie ein Keil geformt und fällt zu drei Seiten steil ins Meer ab. Ein falscher Schritt, und das war’s… Kein Ort für Menschen mit Höhenangst. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, wird mir immer noch schwindelig.
Wir waren wieder fast die Ersten, die morgens auf dem Wanderweg oberhalb des Sees unterwegs waren. Die ersten Kilometer ist er gut in Schuss und angenehm zu laufen, aber irgendwann hört der Weg dann auf und es geht steil über Wiesen und Steine bis zum Gipfel. Von hier oben hat man eine unbeschreibliche Aussicht auf die wilde Südwestküste der Färöer. Man muss allerdings nah ran an den vertikalen Abgrund, um gute Bilder machen zu können. Kurz nachdem mein Objektivdeckel den Klippen zum Opfer fiel, wurde ich von einem richtig schönen Regenguss erwischt, welcher den ohnehin schon rutschigen Boden nicht gerade griffiger machte.
Foto-Tipp: je mehr Weitwinkel desto besser.
KALSOY
Voller Vorfreude ging es bei bestem – färöischem – Wetter auf die Insel Kalsoy. Das Ziel war der Leuchtturm von Kallur, den ich nach einer etwa 1 1/2 stündigen, schweisstreibenden Wanderung erreichte. Der Weg verdiente seinen Namen kaum, so matschig und vor allem rutschig war er. Nicht nur einmal legte ich mich dabei auf die Nase. Im Geiste hatte ich mich schon von meinem Zielfoto – der Leuchtturm vor dem großen Felsmassiv an der Nordspitze Kalsoys – verabschiedet. Als ich Kallur dann erreichte, bestätigte sich meine Vorahnung. Der kurze, steile Weg zum Viewpoint, der auf einem gut einen Meter breiten Kamm verläuft und zu beiden Seiten extrem steil zum Meer abfällt, war ebenfalls so matschig und rutschig, dass ich kapitulierte. Ein Ausrutscher dort, und diesen Beitrag hier (und weitere) hätte es vermutlich nicht mehr gegeben. Natürlich war ich enttäuscht, das Foto nicht bekommen zu haben, dennoch war die Entscheidung wohl vernünftig. Auf dem Rückweg dachte ich viel darüber nach. Wie weit sollte ein Fotograf gehen, um sein Zielfoto zu bekommen? Was für ein Risiko sollte er eingehen?
Foto-Tipp: auch für Kalsoy sollte man Weitwinkel einpacken. Mit einem leichten Tele macht man aber auch nichts falsch.
TROLLKONUFINGUR
Trøllkonufingur, eine bizarre Felsformation auf der Insel Vagar, erreicht man über ein schmales Sträßchen östlich des Ortes Sandavagor. Vom „Parkplatz“ (hier passen vlt 2-3 Autos hin) geht es noch ein paar hundert Meter über einen netten Weg und man erreicht den Ausblick auf die Felsnadel, die auch „Witch’s Finger“ genannt wird.
SAKSUN
Dass Saksun oft als schönstes Dorf der Färöer bezeichnet wird, ist in erster Linie seiner Lage hoch über einer geschützten Lagune geschuldet. Bei Ebbe kann man über den großen, schwarzen Sandstrand bis zum Meer wandern – und mit etwas Glück schöne Reflektionen der umliegenden Wasserfälle einfangen.
EIÐI
Fußball spielt auf den Färöer Inseln eine große Rolle. Es ist neben Rudern Nationalsport und fast jeder noch so kleine Ort hat einen modernen Fußballplatz. Der Ort Eiði im Norden von Eysturoy hat sogar zwei: der alter Platz, etwas außerhalb des Ortes gelegen, ist heute zum Campingplatz umfunktioniert. Der Fußballplatz ist gleichzeitig Startpunkt für eine kurze Wanderung entlang der Küste zu einem spektakulären Wasserfall, dessen Fluß aus Quellen in den höchsten Bergen der Färöer gespeist wird.
KUNOY
Kaum zu glauben, aber es gibt auf den kargen Färöer Inseln sogar ein paar Wälder. Einer davon befindet sich ganz im Norden auf der Insel Kunoy, unweit des gleichnamigen Dorfes. Der „Viðarlundin í Kunoy“ liegt in einem geschützten Tal und ist 1914 künstlich angelegt worden. Mittlerweile gibt es einen kurzen, hübschen Weg durch das kleine Gelände – wenn man ihn betritt fühlt man sich wie in ein Märchen oder einen Fantasy-Roman versetzt.
TJØRNUVÍK
Der kleine Ort Tjørnuvík liegt ganz im Norden der Insel Streymoy am Ende einer malerischen, geschützten Bucht. Wenn der Wellengang mitspielt, ist der schwarze Sandstrand beliebter Treffpunkt für Surfer.
WEITERE BILDER VON DEN FÄRÖERN
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2 Comments
Hallo Oliver,
tolle Bilder und schöne Texte zu deinen Erlebnissen auf den Färöer Inseln. Ich sehe deine Sicht auf die heutigen Zeiten à la Instagram Shootings, etc. ebenso zweifelhaft. Ich war auf den Inseln schon in den Jahren 1993 und 1995, da wusste ich noch nicht einmal, was mal das Internet und ein Mobiltelefon sein wird und unser heutiges Leben tagtäglich mitbestimmt.
Tolle Seite übrigens!
Liebe Grüße
Andreas von NORWEGENAKTIV
Danke dir! Wow, 1993 und 1995 find ich spannend, versuche mir gerade vorzustellen wie die Inseln damals waren 🙂