Schottland, das Land von William Wallace, den Highlandern, voll unberührter Natur, karger Berge und tief eingeschnittener Lochs, ist immer wieder eine Reise wert. Die für mich vielleicht schönste Ecke ist die Isle of Skye, die zu der Inselgruppe der inneren Hebriden gehört. Sie bietet mit unwegsamen Bergregionen, tosenden Wasserfällen, wunderschönen Küstenabschnitten und skurrilen Felsformationen eine unglaublich abwechslungsreiche Landschaft auf vergleichsweise kompaktem Raum.
GLENCOE
Auf dem Weg von Glasgow zur Isle of Skye fährt man höchstwahrscheinlich durch Glencoe. Das geschichtsträchtige Tal ist vulkanischen Ursprungs und präsentiert sich als besonders reizvoller Teil der Schottischen Highlands. Die A82 bietet immer wieder lohenswerte Fotostopps. Wer mag und Zeit hat, sollte einen Abstecher ins Tal Glen Etive machen, wo schon Daniel Craig und Judi Dench im James-Bond-Film „Skyfall“ einen Stop machten.
EILEAN DONAN CASTLE
Kurz vor der Brücke nach Skye erreicht man Eilean Donan Castle. Die Burg liegt malerisch auf einer felsigen Insel im Loch Duich und war immer wieder Drehort bekannter Kinofilme. In „Highlander“ diente sie als Sitz der McLeods (die in Wirklichkeit übrigens ihren Stammsitz auf der Isle of Skye in Dunvegan haben) oder als MI6 Hauptquartier in „James Bond – Die Welt ist nicht genug“. Durch ihre eindrucksvolle Lage und Bauweise gilt sie als eines der Wahrzeichen Schottlands.
Foto-Tipp: den besten Blickwinkel auf die Burg hat man von der Ufer-Promenade am linken Teil des Parkplatzes. Wer kann, sollte zur blauen Stunde kommen, denn dann wird das Eilean Donan Castle angestrahlt. Einen Eindruck davon bekommt ihr > hier <.
LOCH CORUISK
Auf Skye angekommen erreicht man als ersten Ort Broadford. Von hier führt eine lange, schmale Straße bis nach Elgol, einem kleinen Örtchen, von wo aus Bootstouren zum Loch Coruisk starten. Der See liegt unweit der Küste inmitten der Black Cuilin Hills und ist sonst nur über mehrtägige Wanderungen erreichbar.
SLIGACHAN BRIDGE
Fährt man von Broadford weiter Richtung Portree, kommt man – relativ im Herzen von Skye – durch Sligachan. Die malerische Sligachan Bridge ist ein beliebter Stop auf dem Weg in den Norden und Ausgangspunkt für Wanderungen in die Black Cuilin Mountains.
Foto-Tipp: Wenn man nicht gerade früh morgens oder sehr spät Abends kommt, herrscht hier eigentlich immer Hochbetrieb. Daher unbedingt ein Stativ mitbringen und ein Foto mit Hilfe eines ND-Filters (am besten ND1000) machen. Durch die lange Belichtung wird zum einen der Gebirgsbach schön weich, zum anderen lässt er die unzähligen Menschen auf der Brücke verwischen.
FAIRY POOLS
Von Sligachan zweigt eine Straße Richtung Talisker ab. Kurz vor dem Ort mit der berühmten Whisky-Distillery führt ein Abzweig nach Glenbrittle. Nach ein paar Kilometern kommt man unweigerlich am Parkplatz der Fairy Pools vorbei – diesen kann man unmöglich verpassen, denn er ist vermutlich völlig überfüllt und es stehen daher bereits hunderte Meter davor und dahinter parkende Autos entlang der schmalen Bergstraße. Aber keine Panik: auf dem Weg zu den Pools – das sind dutzende kleinerer und größerer Wasserfälle, die sich immer wieder in Naturbecken ergiessen – verläuft es sich ganz gut. Ich empfehle gutes Schuhwerk und war umso erstaunter, einige Touris in Flip-Flops zu beobachten, denn der Weg ist zwar nicht überdurchschnittlich lang oder anstrengend (bis auf die letzten Meter Anstieg auf dem Rückweg), aber stellenweise doch ganz schön felsig und glitschig. Nirgends in Schottland hab ich übrigens soviele Menschen unterschiedlicher Herkunft getroffen.
Foto-Tipp: Die schönsten Pools sind erst im hinteren Drittel des Weges. Wenn möglich einen bewölkten Tag abpassen. Stativ und ND-Filter sind auch hier wieder Pflicht, nur so kann man wunderbare Fotos mit seidenweichem Wasser und dramatischer Bergkulisse machen. Für den optimalen Blickwinkel von manchen Pools sollte man bereit sein, samt Stativ ins kalte Wasser zu steigen. Ich hatte extra dafür meine Wandersandalen aus Gummi eingepackt 😉
NEIST POINT
Zum Sonnenuntergang bin ich schließlich zum Neist Point gefahren, dem westlichste Punkt der Isle of Skye. Man fährt vom kleinen Ort Dunvegan aus nochmal eine gute halbe Stunde über sehr enge Straßen. Die Vorfreude war groß, denn nach zwei bewölkt-regnerischen Tagen zeichnete sich zum ersten Mal ein sonniger Abend ab. Doch dieser kann auch seine Tücken haben, wie ich schnell erfahren musste, denn auf einmal tauchte mitten auf der Straße eine Rinderherde wie aus dem Nichts im Gegenlicht der Sonne auf. Diese stand so tief, dass ich den ersten Bullen erst bemerkte, als er eine gute Autolänge vor mir stand. Wäre ich nicht mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs gewesen, hätte es sicher einen üblen Crash geben können.
Am Neist Point angekommen war richtig viel los, ein Fotograf stand mit seinem Stativ neben dem anderen, oben am Rand der Klippen haben sogar Leute gezeltet. Natürlich waren auch die obligatorischen deutschen Hobbyfotografen vor Ort, ich wurde also erstmal mit deutlichem Akzent von einer Dame mit Tatzenlogo-Jacke zurechtgewiesen, dass ich Gefahr liefe, in ihren Bildausschnitt zu geraten. Mir wurde wieder einmal deutlich: Jack Wolfskin ist nicht nur eine Kleidungsmarke, Jack Wolfskin ist auch ein Gemütszustand. „Wieh wöhr äxtra örlie hier“.
Auch wenn der Himmel über dem Neist Point zwar klar war, so war doch der Horizont an der Stelle, wo die Sonne unterging, bewölkt, daher hatte sie leider keine Chance den Felsen so anzustrahlen, wie ich es mir gewünscht hätte. Die Tatzenlogo-Frau und die meisten anderen Fotografen packten also ein, doch ich blieb noch etwas, denn ich wollte die blaue Stunde abwarten. Und… die Drohne steigen lassen. Ich hatte aufgrund des starken Winds zwar ein ungutes Gefühl, startete aber trotzdem und flog ein paar Meter über die Klippen hinaus, als auf dem Display plötzlich „Kompassfehler“ angezeigt wurde und die Mavic sich selbständig machte. Zum Glück flog sie nicht weiter aufs Meer hinaus, sondern zurück über Land, dennoch reagierte sie auf keine meiner Flugmanöver, die ich über die Fernbedienung versuchte. Ich sah machtlos zu, wie sie davonjagte und wie im Reflex schaltete ich die Propeller aus. Das klappte zum Glück, dennoch musste ich mit ansehen, wie das kleine Biest wie ein Stein vom Himmel fiel. Ich prägte mir den ungefähren Absturzpunkt genau ein, packte Kamera und Stativ ein und machte mich auf, die Drohne zu suchen. Die Sonne war bereits untergegangen, viel Tageslicht blieb mir also nicht, um sie zu finden. Ich hatte Glück im Unglück: zum einen fand ich die Drohne auf Anhieb, zum anderen hat sie den Absturz offensichtlich unbeschadet überstanden, denn der Boden war an dieser Stelle sehr sumpfig und damit schön weich. Was genau diesen Kompassfehler ausgelöst hat, ist mir bis heute in Rätsel. Ich hatte zwar den Kompass seit meiner Ankunft in Schottland nicht erneut kalibriert, allerdings hatte ich an den Tagen zuvor schon einige Flüge ohne Probleme absolviert.
THE QUIRAING
Im Norden von Skye lohnt in jedem Fall ein Besuch des Quiraing. Der steil abfallende Berghang hüllt sich meist in dichte Wolken und erinnert ein wenig an die typischen Gesteins-Abbruchkanten des amerikanischen Westens, nur dass hier alles grün ist. Überhaupt hat man am Quiraing das Gefühl, nicht auf der Erde sondern auf einem fremden Planeten zu sein.
Foto-Tipp: Um die weite Szenerie einzufangen, packt das weitwinkligste Objektiv ein, was ihr habt.
Der Vollständigkeit halber erwähnen möchte ich außerdem noch den Old Man of Storr, den ich 2014 besucht habe. Beim steilen, anstrengenden Anstieg überwindet man auf kurzer Distanz knapp 400 Höhenmeter, dennoch sind die Mühen es wert, denn der Ausblick gehört zu dem Spektakulärsten, was ich bislang erlebt habe. Einen Eindruck davon bekommt ihr > hier <.
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