Um 5:00 Uhr klingelt der Wecker. Kurz duschen, bereits eine halbe Stunde später verlassen wir unser kleines, feines Inca Inn Motel in Moab, Utah, im Südwesten der USA. Die paar Meilen auf dem vierspurigen Highway Richtung Norden bringen wir schnell hinter uns, dann kommt der Abstecher zum Canyonlands National Park. Wir sind ganz allein auf der 44km langen, kurvigen Stichstraße, die uns durch völlig finstere Nacht zu unserem Ziel führen soll. Es ist kurz nach 6:00 Uhr, als wir das Kassenhäuschen des Parks passieren, hier ist um diese Uhrzeit natürlich noch niemand da, der unseren Nationalpark-Pass sehen will. Hinter dem Visitor Center fängt mein Herz an, schneller zu schlagen: ich sehe Autoscheinwerfer im Rückspiegel. Er wird doch nicht… doch, wird er. Wer zu dieser Uhrzeit hier im Auto unterwegs ist, hat nur ein Ziel: Mesa Arch, bei Tag ein schöner Felsbogen in toller Lage, zum Sonnenaufgang ein Lichtspektakel und Wahrzeichen des amerikanischen Südwestens. Das Problem ist nur: es gibt wenig Platz vor Ort, zumindest wenn man DAS klassische Foto machen will. 6, maximal 7 Fotografen mit Stativen passen nebeneinander, wer später kommt, muss aus zweiter Reihe fotografieren. Das Rennen beginnt…
Als wir gegen 6:20 Uhr den Parkplatz erreichen, folgt die nächste Ernüchterung: wir sind natürlich nicht die ersten. Bereits drei Autos stehen dort – dafür ist von unserem “Verfolger” erstmal noch nichts zu sehen. Schnell die Wanderschuhe angezogen, Rucksack und Stativ geschultert, Stirnlampe angeschaltet und wir machen uns auf den Weg über den kurzen, etwas holprigen Pfad. Eine Lampe ist um diese Uhrzeit Pflicht, denn bei Dunkelheit sollte man wissen, wo man hintritt. Da der Weg zwar nicht sonderlich schwierig, aber auch nicht befestigt ist, kann man an manchen Stellen böse umknicken. Dann ist so eine Foto- & Wanderreise ganz schnell zu Ende.
Es ist immer noch stockfinster, als wir 15 Minuten später am Arch eintreffen. Der Sternenhimmel ist beeindruckend, keine Lichtverschmutzung, die stören könnte. Ich höre gedämpfte Stimmen und kann Umrisse erkennen, also geselle ich mich zu den fünf Fotografen, die bereits ihre Stative in Position gebracht haben: zwei Kanadier, ein rumänischer Mann mit seinem erwachsenen Sohn und ein älterer Herr, der sich als republikanischer Ex-Kampfpilot herausstellt. Als eine politische Diskussion zwischen den beiden Kanadiern und ihm beginnt, mache ich mir schon Sorgen um den lieben Frieden am frühen Morgen. Da er seinem aktuellen Präsidenten allerdings nicht viel abgewinnen kann, verläuft das ganze doch sehr friedlich und harmomisch 😉
Ein paar Minuten später sehen wir hinter uns das Licht einer Stirnlampe und ein weiterer Fotograf packt sein Equipment aus: Larry Lindahl spricht mich an und fragt mich freundlich, ob er sein Stativ neben meins stellen dürfe. Na klar, wir rücken sogar alle etwas dichter zusammen, damit jeder noch eine möglichst optimale Position hat. Larry und ich fachsimpeln ein wenig, er ist professioneller Fotograf aus Sedona, gibt Workshops und hat schon in so manchem Magazin veröffentlicht – genau wie mir fehlte ihm aber noch das Bild vom Mesa Arch zum Sunrise. Entsprechend aufgeregt sind wir.
Es kommen immer mehr Leute zum Arch, leider wird keiner von ihnen mehr eine wirklich gute Perspektive zum Fotografieren haben. Dann wird es laut: ich sehen den Rumänen, wie er mit einer jungen Französin streitet. Sie sei ihm in den Timelapse gelaufen und überhaupt, was würde sie sich einbilden hier rumzulaufen und nicht mal anständig zu fotografieren. Zum Glück eskaliert die Lage nicht und pünktlich um 7:48 Uhr erscheint die Sonne über dem Horizont. “The magic happens” 🙂 Abgesehen von ein paar “Ahhhhs” und “Ohhhhs” hört man nur noch das Klicken der Auslöser im Dauerfeuer. Wenige Minuten später ist die Sonne bereits hinter der Unterkante des Archs verschwunden und die meisten Leute verziehen sich, doch wir bleiben noch etwas. Das Licht ist jetzt besonders schön, denn der Bogen wird von unten mit warmem Licht angestrahlt.
Gegen halb 9 packe ich ein und verabschiede mich von Larry und den anderen – nicht ahnend, dass wir uns schon bald wieder begegnen würden 😉
FOTO-TIPP:
Wer sich fragt, wie man solche Sonnensterne hinbekommt, für den habe ich zwei entscheidende Tipps: möglichst geschlossene Blende (ich habe daher bewusst f22 eingestellt) wählen sowie ein hochvergütetes, möglichst weitwinkeliges Objektiv einsetzen. Die Kamera spielt dabei keine Rolle. Das Tamron 15-30 VC f2.8* ist dafür ideal, mit dem Samyang 12mm f2* an meiner Sony A6000* könnte ich diesen Effekt z.B. nicht erzielen.
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