Die Nikon D750* mit dem Tamron 15-30 VC f2.8* Objektiv ist meine favorisierte Kombination für die meisten meiner Landschaftsfotos. Die Abbildungsleistung ist über jeden Zweifel erhaben, leider ist sie alles andere als leicht. Gerade bei Wanderungen oder Städtetouren scheue ich immer häufiger, sie mitzunehmen. Getreu dem Motto Die beste Kamera ist die, die man dabei hat hab ich mich nach einer leichten, kompakten Zweitkamera umgeschaut. Immer wieder fiel der Name Sony A6000*, und da diese mittlerweile wirklich günstig zu bekommen ist (der Body deutlich unter 500 €, Stand Juli 2017), habe ich zugeschlagen. Das Kitobjektiv hat mich erfahrungsgemäß nicht weiter interessiert, stattdessen hab ich das nicht ganz günstige Sony SEL1018 f4* Ultraweitwinkel dazubestellt. Auf Vollformat gerechnet deckt es einen Bereich von 15-27mm ab – also durchaus vergleichbar mit meinem geliebten Tamron, nur halt eine Blendenstufe weniger lichtstark.
Jetzt wollte ich natürlich wissen, wie sich die Sony im Direktvergleich mit der Nikon schlägt. Es ist ganz klar ein David-gegen-Goliath-Vergleich: auf der einen Seite die kleine, kompakte Sony-DSLM mit APS-C Sensor, welche mit Objektiv, Speicherkarte und Akku nicht einmal 600g auf die Waage bringt, auf der anderen Seite der Vollformat-Bolide von Nikon mit dem lichtstarken Tamron-Objektiv-Brocken, der mit gut 2 Kilogramm Gewicht deutlich mehr als das Dreifache wiegt und etwas mehr als das Doppelte kostet.
Die Frage aller Fragen: kann die Sony mit der Nikon mithalten? Die Antwort ist ein klares Jein.
Denken wir erstmal über den Einsatzzweck nach… Ist man auf einer Tageswanderung in den Bergen oder in der Stadt unterwegs, kann man die Nikon unbesorgt zu Hause lassen. Denn wer zu Fuß unterwegs ist, für den spielt das Gewicht sicher eine große Rolle. Die Abbildungsleistung des SEL1018 Objektives ist auf einem erstaunlich hohen Level, spätestens bei Blende 8 ist es in den meisten Fällen von Rand zu Rand knackscharf, und selbst Pixelpeeper werden nur in Ausnahmefällen deutliche Unterschiede zum Tamron entdecken können. Wer nicht auf 100% reinzoomt oder hauptsächlich Social-Media-Postings macht, der wird absolut keinen Unterschied in der Qualität feststellen. Der Bildsensor der Sony ist ebenfalls gut und bietet einiges an Dynamic Range. Sicher kann man hier aus den RAW-Files der Nikon noch etwas mehr rausholen, aber das spielt erst bei Low-Light-Bedingungen eine Rolle.
Interessant wird es dann, wenn man die Kamera in Grenzsituationen bringt. Während meines Bayern-Urlaubs hab ich zwei direkte Vergleiche gemacht: in Heidelberg stand ich oben über der Stadt und habe Schloss und Altstadt fotografiert. Erst zur Dämmerung (ein schöner Sonnenuntergang blieb leider aus), danach zur blauen Stunde mit einsetzender Beleuchtung der Stadt. Beide Kameras standen auf einem Stativ. Out-of-the-camera sind die Unterschiede kaum zu erkennen, für meinen Geschmack ist das Bild der Sony etwas kontrastreicher, die Nikon löst dagegen etwas feiner auf. Wenn man mit Lightroom an den Reglern spielt, werden die Unterschiede deutlicher. Die RAW-Files der Nikon bringen gerade beim Aufhellen der Tiefen noch einiges an Reserve mit, bei der Sony erreicht man schneller die Grenzen und es kommt deutliches Rauschen zum Vorschein.
Vergleichstest Nr. 2 entstand am Eibsee bei Garmisch-Partenkirchen. Gegen 00:15 Uhr stand ich auf der Fußgängerbrücke, um die Milchstraße zu fotografieren. An der Nikon wählte ich Offenblende (beim Tamron ist dies f2.8) und erreichte bei ISO 6400 eine Belichtungszeit von 15 Sekunden. Das Ergebnis ist wie erwartet gut – klar ist die D750 bei ISO6400 nicht rauschfrei, aber es ist dezent und stört den Bildeindruck nicht. Das Vergleichsbild mit der Sony entstand ebenfalls bei Offenblende, beim SEL1018 ist hier allerdings bei f4.0 Schluss – also eine Blendenstufe unter dem Tamron. Würde ich die gleiche Belichtung erreichen wollen, müsste ich die ISO an der Sony auf 12800 hochschrauben. Das wollte ich dem kleinen APS-C Sensor allerdings nicht antun. Mir ist klar, dass dieser Vergleich daher nicht ganz fair ist, dennoch wollte ich das Rauschverhalten bei ISO 6400 vergleichen. Das Ergebnis ist wie erwartet: zum einen ist das Bild natürlich dunkler, zum anderen rauscht die Sony bei 6400 sehr stark. Für mich ist das Bild leider so nicht zu gebrauchen, da hilft auch die Rauschreduzierung bei Lightroom nicht weiter. Wenn ich irgendwann mal ein Weitwinkel-Objektiv mit f2.8 oder lichtstärker für die Sony haben sollte, werde ich den Vergleich nochmal bei f2.8 wiederholen.
Fazit: die Sony A6000 hat mich begeistert. Natürlich geht man einen Kompromiss ein, dafür sind Gewicht, Abmessungen und Preis/Leistung derart gut, dass man über kleinere Mängel hinwegsehen kann. Ich kann sie uneingeschränkt empfehlen und sie wird bei mir zukünftig wohl noch oft zum Einsatz kommen. In Grenzsituationen oder bei Auftragsshootings setze ich allerdings weiterhin auf Vollformat, denn der Sensor ist aufgrund seiner Größe dem APS-C Sensor einfach überlegen. Aber das gilt wohl für alle anderen APS-C-Kameras genauso und hat nichts mit der Sony A6000 selbst zu tun.
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6 Comments
Hallo und guten Tag!
Habe es genauso gemacht. Zu meiner d750 noch eine a6000 mit Verschiedenen Objektiven für unterwegs.
Bin damit sehr zufrieden.
Gruß
Ja einfach ideale Kombination ?
Vielen Dank für diesen interessanten Vergleich. Kann die Schlussfolgerung nachvollziehen, da auch ich mit dieser idealen Kombination arbeite. Klein und leicht als immer dabei und den schweren Brocken „wenn es drauf ankommt“.
Genau. Für manche Einsatzzwecke braucht man halt schon Vollformat 😉
Mit dem Samyang 12mm F2 kann man auch ganz gute Milchstraßenbilder machen. Über ISO 3200 Versuche ich zu vermeiden und an Vollfornat kommt es natürlich trotzdem nicht ran.
Ja mit dem Samyang hatte ich auch schon geliebäugelt. Werde ich demnächst mal testen.